Mastodon ist kein klassisches Social-Media-Netzwerk, sondern eine dezentrale Plattform mit klaren Werten: Community-Kontrolle und thematische Tiefe statt Algorithmen. Doch wer nutzt Mastodon eigentlich – und für welche Unternehmen oder Projekte könnte es relevant sein?


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Wer ist auf Mastodon aktiv?

Mastodon zieht Nutzer:innen an, die sich bewusst von kommerziellen Plattformen abgrenzen. Die Community ist oft technikaffin, politisch engagiert oder in Nischen unterwegs.

Tech-Enthusiast:innen und Open-Source-Fans diskutieren über Hardware, Server-Systeme, Software und Open-Source-Lösungen. Hier geht es weniger um Hype, sondern um konkrete Lösungen – von Selbsthosting bis zu alternativen Social-Media-Protokollen.

Wissenschaftler:innen nutzen Mastodon als Raum für fachlichen Austausch, etwa zu Open Access, Reproduzierbarer Forschung oder Wissenschaftskommunikation. Hier steht der faktenbasierte Austausch im Vordergrund.

Künstler:innen und Kreative – vor allem aus Independent-Bereichen – schätzen die Plattform. Ob Illustrator:innen, Musiker:innen oder Game-Entwickler:innen: Hier geht es um Work-in-Progress, spezielle Projekte und gegenseitige Unterstützung.

Gesellschaftlich Engagierte finden auf Mastodon sichere Räume für marginalisierte Gruppen und kritische Debatten. Themen wie Klimagerechtigkeit, Queer Rights oder digitale Grundrechte werden hier oft mit Fokus auf konkrete Aktionen diskutiert – nicht nur auf symbolische Unterstützung.

Journalist:innen und Medienmacher:innen nutzen die Plattform für medienkritische Diskussionen, Fact-Checking oder den Austausch über alternative Verlagsmodelle. Mastodon dient hier auch als Recherchetool, etwa über Expertennetzwerke in spezifischen Instanzen.

Lokale und thematische Communities sind ein weiteres Markenzeichen von Mastodon. Ob Musikliebhaber auf musicworld.social, Gaming-Enthusiast:innen auf mastodon.gamedev.place oder regionale Netzwerke wie berlin.social – die Plattform bietet Raum für Special Interest Groups, die auf anderen Netzwerken untergehen würden.

Welche Themen dominieren?

Auf Mastodon gibt es keinen zentralen Algorithmus, stattdessen entstehen Themen organisch in den Communities. Typische Schwerpunkte sind:

  • Technologie und Digitales: Dezentrale Protokolle wie ActivityPub, KI-Ethik, Datenschutz-Tools oder Linux-Entwicklungen.
  • Wissenschaft und Bildung: Open Access, Citizen Science, Peer-Review-Debatten oder interdisziplinäre Forschung.
  • Kunst und Kultur: Independent-Games, Webcomics, DIY-Musik oder kreative Commons-Projekte.
  • Gesellschaft und Politik: Klimagerechtigkeit, Wohnungsmarkt, Queer Rights oder Medienkritik – oft mit aktivistischem Unterton.
  • Lokales und Regionales: Nachbarschaftshilfe, Stadtentwicklung oder Veranstaltungen mit konkretem Bezug zu Orten oder Gruppen.

Für wen lohnt sich Mastodon?

Mastodon ist kein Massenmarkt-Tool, aber für bestimmte Ziele kann es wertvoll sein:

Open-Source-Projekte oder Tech-Startups finden hier eine Zielgruppe, die sich für transparente Entwicklungsprozesse und technische Details interessiert. Unternehmen wie Matrix.org nutzen Mastodon, um ihre Community direkt einzubinden – ohne Werbelärm.

Wissenschaftliche Einrichtungen oder Verlage können über Mastodon mit Forscher:innen in Kontakt treten, die sich für Open Access oder alternative Publikationsmodelle engagieren. Plattformen wie scholar.social bieten hier einen direkten Draht zur Scientific Community.

Kultureinrichtungen – von Museen bis zu Independent-Labels – erreichen auf Mastodon ein Publikum, das an inhaltlicher Tiefe interessiert ist. Statt reiner Werbung geht es um Einblicke hinter die Kulissen, etwa wie Ausstellungen entstehen oder Musikprojekte finanziert werden.

Lokale Unternehmen mit Community-Bezug können über regionale Instanzen wie koeln.social oder bonn.social Nachbar:innen und Stammkund:innen erreichen. Der Ton ist hier weniger verkaufsorientiert, sondern eher dialogbasiert – etwa durch Geschichten über nachhaltige Lieferketten oder handwerkliche Prozesse.

NGOs und Sozialunternehmen finden auf Mastodon engagierte Multiplikator:innen, die Themen wie Umweltschutz oder soziale Gerechtigkeit vorantreiben. Hier funktionieren Aufrufe zu konkreten Aktionen oft besser als auf anderen Plattformen – vorausgesetzt, sie sind authentisch und nicht nur symbolisch.

Weniger geeignet ist Mastodon für Unternehmen, die auf schnelle Viralität, Influencer-Marketing oder Massenreichweite setzen. Wer hier erfolgreich sein will, muss Mehrwert bieten, transparent kommunizieren und Geduld mitbringen – denn Community-Aufbau braucht Zeit.


Fazit: Mastodon als Ergänzung, nicht als Ersatz

Mastodon ist kein „besseres Twitter“, sondern ein anderer Raum mit eigenen Regeln. Wer hier aktiv wird, sollte bereit sein, sich auf langsame, substanzielle Diskussionen einzulassen – und akzeptieren, dass nicht jede Instanz oder Community gleich tickt.

Für Unternehmen und Projekte, die eine klare Nische bedienen und authentischen Austausch suchen, kann Mastodon jedoch eine wertvolle Ergänzung sein. Der Schlüssel liegt darin, zuzuhören, Mehrwert zu bieten und Teil der Community zu werden – statt nur zu senden.


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